Reden wir einfach Klartext! Teil 3: Wie sieht die Stimme aus?

Wissen Sie schon, wie die Stimme aussieht? Wenn nicht, gibt Ihnen dieser Blogbeitrag Einblicke in Bereiche, die sonst vom Hals-Nasen-Ohrenarzt mit Hilfe von Spiegel oder Kamera gemacht werden können oder nur durch anatomische Untersuchungen aufgedeckt werden konnten.
Schauen wir uns an, wie es tief in der Kehle aussieht.

Die Stimmlippen befinden sich innerhalb des Kehlkopfes, um ganz genau zu sein im Schildknorpel, einem der beiden größeren Knorpelstrukturen des Kehlkopfes. (Hierzu wird es demnächst einen eigenen Blogbeitrag geben.)

Sie sind schichtweise aufgebaut und bestehen von innen nach außen betrachtet aus Muskeln, einer speziellen elastischen Gewebeschicht und Schleimhaut.
Der Stimmlippenmuskel besteht aus vielen kleinen Muskelsträngen, die zopfartig miteinander verwoben sind. Diese spezielle Struktur ermöglicht dem Muskel, die harmonisch aufeinander abgestimmten Spannungsverhältnisse aufzubauen, die Voraussetzung für einen stabilen Ton sind. (Lesen Sie hierzu vielleicht auch meinen Blogbeitrag: „Reden wir einfach Klartext! Teil 2: Wie funktioniert Stimme eigentlich?“)

Sind die Spannungsverhältnisse innerhalb des Stimmlippenmuskels gestört, kommen Teile der Stimmlippenoberfläche in ein unregelmäßiges Schlingern. Der Klang der Stimme ist dann z.B. hauchig oder auch raspelig und knarrig. Da die Stimmlippen Muskeln sind, kann man ihre Spannkraft mit speziellen Stimmtrainings-Übungen trainieren.

Am zarten inneren Rand der Stimmlippen, dort wo sie sich berühren, befindet sich strangartig die oben erwähnte elastische Gewebeschicht, ein festerer Gewebestrang. Dieser ist das so genannte „Stimmband“.
Wie alle Oberflächen innerhalb des Körpers sind auch die Stimmlippen von einer schützenden Schleimhautschicht überzogen (so wie die Mundhöhle, die Nasenhöhle, die Rachenwand etc.)

Auf folgenden Zeichnungen können Sie die Stimme sehen. Auf dem linken Bild, wie sie anatomisch aufgebaut ist, auf dem rechten Bild die Stimmlippen von oben im geöffneten Zustand. Geöffnet zum Atmen, so wie sie wahrscheinlich auch jetzt in Ihrer Kehle sind.

Die Stimmlippen

Zur Vollständigkeit sollte erwähnt werden, dass die Stimmlippen ursprünglich eine rein lebenserhaltende Schutzfunktion hatten. Sie waren – und sind immer noch – die letzte Instanz, die der Körper zur Verfügung hat, um die Atemwege abzudichten und so vor eindringenden Fremdkörpern zu schützen. Dabei werden die Stimmlippen von den über ihnen befindlichen Taschenfalten unterstützt.
Diese haben zwar eigentlich keine Ton produzierende Aufgabe (wobei sie in manchen Gesangsstyles wie z.B. dem Growling für diesen speziellen Klang eingesetzt werden), können aber ebenfalls zusammengeführt werden, um diese wichtige Verschlussfunktion zu garantieren.

Der Verschlussmechanismus reagiert sofort und sehr sensibel auf alles, was sich dem Eingang zu den Luftwegen nähert. Das kennen Sie sicher sehr gut. Wenn etwas zu nahe kommt – Speichel, kleine Speiseteilchen etc. – oder man sich richtig verschluckt, muß man husten. Stimmlippen und Taschenfalten werden sofort stark zusammengepresst und explosionsartig über den starken Hustenreflex aufgesprengt, um mithilfe des extremen Luftdrucks die eingedrungenen Fremdkörper zu entfernen.
Zur Sicherheit verschließen Stimmlippen und Taschenfalten zusätzlich zum Kehldeckel sogar bei jedem einzelnen Schluckvorgang den Eingang zu den Luftwegen.

Die enge Verbindung zwischen Stimmlippen und Lebenserhaltung ist Grund für den starken Einfluß, den Emotionen, Stress und Aufregung auf unsere Stimme haben. Dazu können Sie Interessantes in folgendem Blogbeitrag lesen:

Demnächst geht es in diesem Blog weiter mit Beiträgen zum Thema „Reden wir einfach Klartext“.
Haben Sie spezielle Fragen? Oder interessiert Sie ein besonderer Teilaspekt zum Thema Stimme? Kontaktieren Sie mich einfach. Ich gehe gerne in einem eigenen Blogbeitrag auf Ihr Wunschthema ein!

Wie immer wünsche ich Ihnen an dieser Stelle alles Gute für Ihre Stimme.
 
 
 
Zeichnung: ©Birgitta Maria Schaub

Kommentare sind geschlossen.