Beobachten Sie Ihr Räusperverhalten

Viele Menschen, die mir ihrer Stimme arbeiten, räuspern sich häufig. Das ist bei Sängern genauso zu beobachten wie bei den sogenannten Sprechberuflern, zu denen z.B. Kundenberater oder Vertreter ebenso gehören wie Lehrer, Psychotherapeuten, Coaches, Rechtsanwälte oder Manager.

Wie sieht es bei Ihnen aus – räuspern Sie sich häufig?
Ich empfehle Ihnen, Räuspern wenn möglich zu vermeiden – oder zumindest, sich nur wenn nötig sehr sanft zu räuspern. Also leise und mit so wenig Druck wie möglich.

Der Grund ist folgender: Die Stimmlippen sind mit einer feinen Schleimhautoberfläche überzogen, die sie schützen und feucht halten – Voraussetzungen, die die Stimme braucht, um gut arbeiten zu können. Bei der Tonproduktion – also wenn wir sprechen oder singen – schwingen die Stimmlippen harmonisch miteinander. Beim Räuspern aber werden sie unter hohem Druck aneinander gerieben. Dadurch wird die schützende Schleimhaut extrem beansprucht und irgendwann eben auch zerstört.

Wenn die Schleimhautoberfläche angegriffen ist, wird entsprechend mehr Schleim zum Schutz produziert, der dann auch wieder weggeräuspert werden muss – ein Teufelskreis, aus dem es sich lohnt, bewusst auszusteigen.

Oft ist Räuspern eine Angewohnheit. Sollten Sie sich häufig räuspern, dann beobachten Sie doch für eine Zeit lang mal die Situationen, in denen Sie dazu neigen. Ist wirklich Schleim auf der Stimme? Oder passiert das Räuspern eher aus Verlegenheit? Wenn wirklich störender Schleim auf der Stimme ist, könnten Sie ihn auch vorsichtig, auf stimmschonende Weise loswerden.

Hier schlage ich Ihnen ein paar effektive Alternativen zum Schleimlösen vor:

  • Blubbern Sie morgens (z.B. unter der Dusche) gemütlich vor sich hin, um den ersten störenden Schleim zu lösen. Ahmen Sie dafür auf ganz bequemen Tonhöhen das Geräusch eines dicken Treckers nach, indem Sie die Lippen kräftig „blubbern“ lassen. Achtung: nicht laut sondern bequem!
  • Tagsüber hilft Summen und dabei leicht den Brustkorb klopfen
  • Versuchen Sie, sich lösenden oder bereits gelösten Schleim „weg zu schlucken“ anstatt „weg zu räuspern“ – das funktioniert…
  • Sprechen Sie leise aber nicht geflüstert „o-oh“ oder „e-eh“, dann schlucken
  • Und gegen ständigen Räusperreiz kann auch trinken helfen (zimmerwarmes Wasser z.B.)

Ein erfahrender Vocalcoach oder Stimmtrainer kann Ihnen hier auch sicherlich noch weitere Ratschläge geben.

Alles Gute für Ihre Stimme!

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