Reden wir einfach Klartext! Teil 2: Wie funktioniert Stimme eigentlich?

„Die Stimme ist irgendwo im Hals“ – richtig. Genau gesagt: die Stimmlippen befinden sich innerhalb des Kehlkopfes, der am obersten Ende der Luftröhre sitzt – ungefähr auf der Mitte des Halses –, bei Männern meist deutlich als Adamsapfel sichtbar. Interessant und vor Allem aufschlussreich ist, dass die Stimmlippen Muskeln sind, die aus vielen kleinen, eng miteinander verwobenen Muskelsträngen aufgebaut sind. Wie alle anderen Muskeln des Körpers können auch sie trainiert und gestärkt werden, was durch ein gut durchstrukturiertes Stimmtraining umfassend geschehen kann.

Und so funktioniert die Stimme
In der folgenden schematischen Darstellung können Sie erkennen, dass im vorderen Bereich des Kehlkopfes die Enden der Stimmlippen direkt nebeneinander liegen, während sie im hinteren Bereich getrennt voneinander befestigt sind. Diese Anordnung ist die Voraussetzung dafür, dass die Stimmlippen entweder geöffnet sind, oder geschlossen werden können.

Glottis offen

In Ruhestellung sind die Stimmlippen entspannt und offen. Sie berühren sich nicht, sondern bilden eine Öffnung in Form eines liegenden „V“, durch die die Atemluft ungehindert ein- und ausströmen kann. Dieser Zustand ist auf der nebenstehenden Darstellung zu sehen. Für verstärkte Einatmung kann die Öffnung sogar noch vergrößert werden. Man nennt diese Öffnung „Stimmritze“, im Fachjargon „Glottis“.

Wenn man einen Ton von sich geben möchte, werden die hinteren Enden der Stimmlippen zusammengeführt, sodass die Stimmlippen nebeneinander liegen und sich berühren. Gleichzeitig werden sie angespannt. Strömt jetzt Luft zwischen ihnen hindurch, werden sie in Schwingung versetzt und es erklingt ein Ton.

Glottis geschlossen

Sie können davon ausgehen, dass Ihre Stimmlippen, während Sie diese Zeilen lesen, wie auf der ersten Abbildung die Form des „V“ bilden, damit Sie ungehindert ein- und ausatmen können. Probieren Sie jetzt mit der folgenden Bewußtwerdungsübung einmal aus, was geschieht, wenn Sie sprechen wollen und dafür Ihre Stimmlippen wie in der zweiten Abbildung zusammengeführt werden.

BEWUSSTWERDUNG
Schließen Sie Ihre Augen und sagen Sie „o-oh“. Nicht zu laut und nicht mit Druck. Einfach „o-oh“. Oder sagen Sie „e“, so, als würden Sie über etwas nachdenken: „ e – wie war das noch mal?“
Versuchen Sie dabei zu fühlen, wie zunächst die Stimmlippen zusammenkommen, und dann erst mit dem Entströmen der Luft das Schwingen der Stimmlippen einsetzt. Wiederholen Sie das“o-oh“ und das „e“ ruhig mehrfach und stellen Sie sich bildlich vor, wie dieser Stimmmechanismus arbeitet.
Stimmlippen zusammen – Luftstrom – Ton.

Man braucht also sowohl den Luftstrom als auch die Stimmlippen, um einen Ton zu erzeugen. Probieren Sie das „e“ ruhig noch mal aus, vielleicht auch auf unterschiedlichen Tonhöhen: für höhere Töne spannen sich die Muskeln der Stimmlippen stärker an, für tiefere spannen sie sich weniger.

Nocheinmal – was Sie gerade ausprobiert haben, ist die reine Grundfunktion der Stimmgebung:

  • Stimmlippen zusammen – Luftstrom – Ton.

Beim Sprechen bzw. „Tönen“ läuft im Prinzip genau diese Grundfunktion ab. Auch wenn es so einfach scheint, sind doch viele Muskeln und eine feine Abstimmung zwischen Stimmlippenschluss und Atemstrom notwendig, damit die Stimmgebung ökonomisch und so gesund wie möglich ablaufen kann.

Heiserkeit nach einer stärkeren Stimmbelastung ist ein Zeichen dafür, dass diese Grundfunktion nicht wirklich ökonomisch abläuft. Kennen Sie solche Probleme? Dann helfen Ihnen sicher einige Basis-Stimmübungen, Ihre Stimme fit zu machen.

Kontaktieren Sie mich, wenn Sie diesbezüglich Unterstützung wünschen. Ich stelle Ihnen gerne ein persönliches kleines Stimmtrainings-Programm zusammen.
Und haben Sie Fragen? Mailen Sie mir, ich stehe Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Heiserkeit kann übrigens auch andere Ursachen haben. Lesen Sie dazu folgende meiner Blogbeiträge:

Bleiben Sie gesund und wie immer: alles Gute für Ihre Stimme!
 
 
 
Zeichnungen: ©Birgitta Maria Schaub

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