„Wer Sänger werden will, braucht eine gute Stimme, und mit der wird man geboren“. Haben Sie diese Aussage auch schon einmal gehört und sind Sie der Meinung, dass das stimmt?
Was aber heißt eigentlich „gute“ Stimme? Und wie kann man beurteilen, ob eine Stimme gut ist oder nicht?
Es gibt im Wesentlichen zwei Kriterien dafür, was eine „gute“ Stimme ausmacht: das ist einmal ihr Klangcharakter, und zum zweiten, ob sie gut funktioniert.
Was den Klangcharakter angeht, ist Ihnen sicher schon aufgefallen, dass Stimmen so unterschiedlich wie Menschen sind. Jeder hat eine ganz eigene Stimme, einen ganz persönlichen Sound. Mit diesem grundlegenden Klangcharakter der Stimme wird man geboren und man kann ihn nicht wesentlich verändern. Wenn Sie sich mit Ihren Bekannten darüber unterhalten, welche Stimmen gut sind, und welche nicht, hören Sie garantiert die unterschiedlichsten Meinungen. Denn jeder verbindet mit „guter Stimme“ etwas anderes.
Für den einen muss eine gute Stimme rockig und fett klingen. Andere meinen, dass nur soulige Stimmen gut sind, oder vielleicht eher klare und poppige. Natürlich gibt es auch alle Meinungen dazwischen. Dazu kommt dann noch, auf welche Musik man überhaupt steht und ob man die Person des Sängers oder der Sängerin mag. Ob man eine Stimme klanglich gut findet oder nicht, ist eben eine Frage des Geschmacks.
Eine laute, rockige Stimme ist nicht besser oder schlechter als eine „kleine“, feine. Jede Stimme ist auf ihre Art gut. Ob wir damit gut singen können ist eine andere Frage und hängt unter anderem davon ab, ob wir musikalisch sind und ein Gespür für Melodie, Rhythmus und Intonation haben.
Den angeborenen Klangcharakter unserer Stimme können wir nicht wesentlich verändern. Was wir allerdings sehr beeinflussen können ist das zweite Qualitätsmerkmal, die sogenannte Funktion der Stimme. Hier geht es um das technisch „richtige“ Singen und in der Popmusik darüberhinaus um den wichtigen Bereich der gewünschten Sounds und Effekte.
Die Frage ist: WIE singt jemand.
Darüber können wir uns eigentlich genauso unterhalten, als würden wir über einen Sportler sprechen, denn für das Singen brauchen und benutzen wir unseren Körper. Um einen Sportler zu beurteilen, fragt man sich, ob er eine gute Technik hat. Sind seine Muskeln gut trainiert und seine Bewegungsabläufe perfekt aufeinander abgestimmt? Hat er eine gute Kondition? Unter diesen Aspekten kann man auch eine Stimme begutachten.
Und ja, es ist auch richtig, dass man die Stimme trainieren und die sängerischen Fähigkeiten verbessern kann. Letzteres besonders effektiv zusammen mit einem passenden Gesangslehrer oder Vocalcoach, der mit viel Erfahrung die erforderlichen Gesangsübungen verständlich vermitteln kann.
Regelmäßiges Stimmtraining mit den richtigen Übungen ist Erfolg versprechend.
Aber eine technisch perfekt funktionierende Stimme nutzt gar nichts, wenn sie den Zuhörer nicht berührt. Nur wer „aus und mit dem Herzen“ singt – wer etwas zu erzählen hat – erreicht sein Publikum, bewegt und inspiriert. Dazu gehört die Bereitschaft, etwas Persönliches von sich preis geben zu wollen – und es braucht Mut.