Das Stimmorgan ist Teil unseres Körpers und kann nicht unabhängig oder sogar losgelöst von ihm erklingen. Stimme und Körper bilden eine Einheit. Bestehend aus einem dynamischen Zusammenspiel bekommt diese Einheit eine besondere Bedeutung, wenn es darum geht, Klang und Leistungsfähigkeit der Stimme zu verbessern.
Wer aber an seiner Stimme arbeiten möchte, sieht sich oft einer gewissen Herausforderung gegenüber. Man kann die Stimme hören, und man kann beim Singen oder Sprechen ein bisschen spüren – man kann fühlen, dass sich „etwas“ in Hals bzw. Kehle bewegt. Auch lassen sich teilweise ganz gut die Vibrationen wahrnehmen, die über Gewebe und Knochen innerhalb des Körpers weitergeleitet und verstärkt werden.
Aber: man kann nur ganz wenig vom gesamten Geschehen sehen!
Ein Beispiel:
Wenn ich Klavier spiele, kann ich die Töne hören. Dann kann ich u.A. meine Arme, Hände und Finger spüren UND ich kann sehen und beobachten, was ich tue.
Das funktioniert beim Singen oder Sprechen nur bedingt. Ich kann zwar sehen, ob mein Kiefer locker ist und sich frei bewegen lässt, sodass ein „a“ auch ein schön klingendes „a“ wird. Ich kann auch ein wenig die Arbeit meiner Zunge und Lippen sehen. Aber vieles, was für den Klang der Stimme verantwortlich ist, kann ich nur spüren, fühlen und eben hören.
Die Arbeit an der Stimme umfasst sehr viele Bereiche, von den Abläufen innerhalb und außerhalb des Kehlkopfes über Atmung, Körperhaltung und –bewusstsein bis hin zu mentalen und psychischen Aspekten. Letztere haben dabei sogar ein ganz essentielle Bedeutung, weshalb auch Themen wie Stressmanagement und der Umgang mit sich selbst in einem Stimmtraining ihren Platz haben sollten. Entsprechend setzt ein effektives Arbeiten an der Stimme eine gute Selbstwahrnehmungsfähigkeit voraus und funktioniert besonders gut über die Kombination von Wahrnehmung und Gehör.
Versuchen Sie ab heute Ihre Wahrnehmung und Ihr Gehör zu sensibilisieren, indem Sie sich z.B. mit den folgenden Aspekten beschäftigen:
a) Gehen Sie spazieren und konzentrieren Sie sich dabei auf die Wahrnehmung:
- Ihrer Füße
- Ihrer Beine
- Ihres Beckenraumes
- Ihres Rückens
- Ihres Brustraumes
- Ihrer Schultern
- Ihres Nackens
- Ihres Kopfes
- Registrieren Sie, was Sie sonst noch wahrnehmen
b) Gehen Sie spazieren und konzentrieren Sie sich auf das, was Sie hören:
- Andere Spaziergänger
- Autos
- Gespräche
- Vogelgezwitscher
- Wind
- Regen
- Knirschenden Sand oder Steinchen unter Ihren Füßen
- Die Geräusche Ihrer Kleidung
- Ihre Atmung
- Das Geräusch wenn Sie schlucken
- Registrieren Sie, was Sie sonst noch hören
Diese Wahrnehmungsübungen können Sie jederzeit und überall durchführen – je öfter, desto besser.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Stimme!