Wie sieht es bei Ihnen aus – können Sie gut Aufnahmen Ihrer eigenen Stimme anhören – z.B. auf dem Anrufbeantworter, der Mailbox, auf Video oder DVD? Die Meisten empfinden ihre eigene Stimme als völlig fremd – „Nein…! – so klingt meine Stimme doch nicht – das ist ja furchtbar!“ – und schließlich klingen Aufnahmen von Freunden oder Bekannten doch auch so, wie man deren Stimmen aus direkten Begegnungen kennt…
Die Wahrheit ist: doch – so klingt Ihre Stimme (vorausgesetzt natürlich, dass das Mikrofon Ihren Stimmklang nicht völlig verzerrt hat). Und der Trost ist: allen anderen geht es mit ihrer eigenen Stimme genauso wie Ihnen!
Finden Sie selbst den Grund heraus:
Zählen Sie mit zugehaltenen Ohren von eins bis zehn und achten Sie auf die Klangaspekte Ihrer Stimme. Sie wird dumpfer oder dunkler klingen als mit offenen Ohren.
Was Sie mit zugehaltenen Ohren hören ist die Körperresonanz Ihrer Stimme, welche über Knochen, Muskeln und Gewebe weitergeleitet und innerhalb Ihres Körpers auf Ihre Ohren übertragen wird. Wenn Sie sprechen mischt sich dieser dumpfe Stimmklang stets mit dem Klang, den Sie von außen, aus dem Raum, über Ihre Ohren wahrnehmen. Der Ihnen bekannte Stimmklang ist also eigentlich eine Art Mischung von Körperklang und Raumklang.
Natürlich fehlen Ihnen diese gewohnten Körperresonanzanteile, wenn Sie eine Aufnahme Ihrer Stimme hören – das Mikrofon befand sich ja nicht innerhalb Ihres Körpers, sondern im Raum! Ein Wunder, wenn das nicht erstmal überraschend und befremdlich wäre. Aber Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass nur Ihnen allein diese Klanganteile beim Hören fehlen.
Mit diesem Wissen fällt es Ihnen jetzt vielleicht leichter, Aufnahmen Ihrer Stimme zu akzeptieren. Ich empfehle allen meinen Klienten, beim Stimmtraining gelegentlich oder auch zielgerichtet zur Selbstkontrolle Aufnahmen zu machen. Aufnahmen ermöglichen eine relativ objektive Dokumentation von Stimmklang und Sprechweise. Das Gleiche gilt natürlich auch fürs Singen.
Sollten Sie sich mit Ihrer Stimme beschäftigen wollen, so zögern Sie nicht und machen Sie Aufnahmen von sich. Versuchen Sie, sich mit diesem Klang anzufreunden, auch wenn es anfangs manchmal unangenehm ist.
So wird Ihr Stimmtraining wesentlich effektiver!